Glück & Kontrolle

Immer wieder treffe ich Menschen, die Macht ablehnen und es vorziehen ohnmächtig zu sein. Macht ist negativ besetzt. Auf einem Fragebogen, den ich gerne in Seminaren zur Selbstreflexion austeile, gibt es die Frage „Ich will Macht über andere Menschen!“. Gerade in Kreisen der helfenden und beratenden Berufe wie Psychotherapeuten oder Lebens- und Sozialberater wird diese Frage sehr oft nicht mit JA beantwortet. Dabei ist die Antwort für einen Menschen trivial. Wir alle haben ein Grundbedürfnis nach Kontrolle. Wir haben die Dinge gerne in der Hand und streben danach möglichst viel Kontrolle zu haben um den Unwägbarkeiten des Lebens entsprechend gerüstet entgegentreten zu können.

Soziale Macht ist nichts anderes als die Kontrolle über die Kontrolle anderer. Man kann also analog zum Grundbedürfnis nach Kontrolle ein Grundbedürfnis nach Macht annehmen.Nun sind die Väter der Psychotherapie ja sehr monokausal unterwegs. Man will es möglichst einfach, also streitet man sich ob die Ursache nun Sex, Minderwertigkeit oder Sinn ist. Die Antwort ist einfach wenn man über den Tellerrand schaut und lautet „alles davon und viel mehr“. In der modernen Kontrollpsychologie stellt man einen Zusammenhang zwischen vielen dieser Dinge her. SO steht das Ausmaß von Kontrollmeinung, also das Maß wie sehr ich glaube in der Lage zu sein meine Umwelt nach meinen Wünschen zu ändern, in starken Zusammenhang mit dem persönlichen Selbstwert. Ich denke es ist nachvollziehbar das mein Wert mit dem Maß an Wirkung zusammenhängt die ich glaube zu haben. Mangelt es mir an Kontrolle werde ich hilflos. Das Ergebnis ist Passivität und vielleicht sogar Depression. Unterdrücke ich nun so grundlegende Bedürfnisse ist das Ergebnis, wie wir in anderen Bereichen sehen, keinesfalls positiv.

Menschen die Macht negieren übernehmen logischerweise keine Verantwortung. Wenn ich nichts tun kann, kann ich dafür auch nicht verantwortlich sein. Das Ergebnis ist meist aufgestaute Aggression. So sind die selbsternannten Gutmenschen selten angenehme Zeitgenossen, die ihre Aggressionen sehr unterschwellig ausleben. Konflikte sind ihnen ein Greul und so bevorzugen sie „verdecktere“ Varianten der Austragung. Mein Aufruf zur Akzeptanz der Eigenen Wirksamkeit, der eigenen macht, wie auch der damit einhergehenden Verantwortung möchte ich in Form eines Gebets eines kleinen Kindes ausdrücken, dass am Abend betet: „Lieber Gott! Bitte mach die Menschen gut!“ um nach einer kurzen Pause hinzuzufügen, „….achja und lieber Gott, bitte mach die guten Menschen mächtig!“

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